ALETSCHGLETSCHERWANDERUNG

Aletschgletscher – Wandern auf dem Eisriesen

Noch etwas verschlafen blinzeln wir in die Sonne, die von einem fast wolkenlosen Himmel lacht. Wir stehen auf dem Jungfraujoch auf 3454 m.ü.M. Es ist der höchstgelegene Bahnhof Europas und eines der beliebtesten Reiseziele der Schweiz. 700’000 Touristen besuchen jährlich diesen Aussichtspunkt. Wir aber haben andere Pläne: Wir haben die Aletschgletscherwanderung gebucht und werden mit einem Bergführer von Grindelwaldsports die nächsten 2 Tage auf dem Gletscher durch eine stille Welt aus Eis und Schnee wandern.

Der Grosse Aletschgletscher ist mit 22 Kilometer der grösste Gletscher der Schweizer Alpen. Er hat seinen Ursprung in der Jungfrauregion und entwässert über die Massa in die Rhone. Am bekannten Konkordiaplatz fliessen drei Firnströme zu einem grossen Gletscher zusammen. Hier hat das Eis eine beachtliche Dicke von 900 Meter. Seit 2001 ist der Grosse Aletschgletscher mit dem einzigartigen Aletschwald Bestandteil des UNESCO-Welterbes Schweizer Alpen Jungfrau Aletsch.

Aussicht auf Aletschgletscher

Diese 2-Tagestour führt auf dem Grossen Aletschgletscher mitten durch das UNESCO Welterbe. Nach einer Nacht in der Konkordiahütte auf 2850 m.ü.M folgt man dem Gletscher talwärts bis man wieder zur Fiescheralp aufsteigt.

1 Tag

↑ 150 Höhenmeter

↓ 750 Höhenmeter

 ↔ 8.5 Kilometer

Marschzeit: ca. 4 Stunden

2 Tag

↑ 150 Höhenmeter

↓ 650 Höhenmeter

 ↔ 12.5 Kilometer

Marschzeit: ca. 6 Stunde

Es sind keine Vorkenntnisse notwendig. Du solltest jedoch ein geübter Bergwanderer sein, der sich trittsicher auf engen Pfaden bewegen kann. Marschzeiten bis zu 6 Stunden dürfen kein Problem sein. Kinder mit guter Kondition können ab 14 Jahren mitgehen.

Nie ohne Bergführer

Bevor es losgeht, ziehen wir unsere Klettergurte an und werden angeseilt. Über den Gletscher zu wandern ist alles andere als ein harmloser Spaziergang. Gletscherspalten sind oft im Schnee versteckt und nicht zu sehen. Die Tour sollte zwingend mit einem erfahrenen und qualifizierten Bergführer unternommen werden, der die Gefahren auf dem Gletscher kennt, mit der Tour vertraut ist und das schnell wechselnde Wetter in den Bergen richtig einschätzen kann.

Technische Ausrüstung

Um dich sicher auf dem Gletscher bewegen zu können, brauchst du:

  • Steigeisen
  • Klettergurt
  • Teleskopstöcke

Grindelwaldsports hat uns das Material gratis ausgeliehen.

Schuhwerk

Solide Wander- oder Bergschuhe, die schon eingelaufen sind.

Packliste

Pack nicht zu viel ein! Du musst alles selber tragen. Ein Mehrtagesrucksack mit einem Volumen von 25 – 30 Liter sollte ausreichen. Damit du auf dem Gletscher gut gegen Kälte und Sonne geschützt bist, empfehlen dir wir folgende Ausrüstung.

Kleidung:

  • Wasserdichte Jacke
  • Langarm Shirt
  • Fleecejacke oder Daunenjacke
  • Wanderhose
  • Evt. Überziehhose
  • Sonnenhut
  • Dunkle Sonnenbrille Kategorie 3 oder 4
  • Evt. Thermounterwäsche
  • Mütze und Handschuhe

Für den Hüttenaufenthalt

  • Toilettenartikel
  • Ersatzwäsche
  • Seidenschlafsack
  • Stirnlampe

Verpflegung

  • Trinkflasche
  • kleiner Lunch für 2 Tage
Bergführer nimmt Wanderer ans Seil
Bergführer von Grindelwaldsports

Atemberaubende Landschaft aus Eis und Schnee

Wir erhalten von unserem Bergführer die letzten Anweisungen, wie wir uns auf dem Gletscher zu verhalten haben und dann geht es endlich los! Einen Blick zurück auf die mächtigen Gipfel von Jungfrau und Mönch, und schon schreiten wir über den Firn talwärts. Vor uns liegt der Aletschgletscher mit seinen unverkennbaren Mittelmoränen und in der Weite sehen wir sogar schon unser Tagesziel: die Konkordiahütte. Wir wandern als Seilschaft durch den tauenden Schnee und sind froh um unsere wasserdichten Wanderschuhe mit griffigen Sohlen.

Anfangs gehen wir noch unbeholfen am Seil, aber schon bald haben wir unseren Rhythmus gefunden. Mit fast jedem Schritt verändert sich die Landschaft. Kleine Wasserfälle stürzen von schroffen Bergen hinunter, Gletscherspalten geben den Blick frei auf türkisblaues Eis und wir überqueren sprudelnde Bäche. Wir können unser Glück kaum fassen: Diese abgelegene, hochalpine Gegend ist das Eindrücklichste, das wir je gesehen haben. Ja, wir sind uns sogar einig: Das ist die schönste Wanderung unseres Lebens!

Vergängliches ewiges Eis

Die Sonne brennt uns auf den Nacken und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Unser Bergführer zeigt uns Spuren der Gletscherschmelze durch die Klimaerwärmung. Da ist der Gletschersee, der vor zwei Wochen noch doppelt so gross war wie heute. Er ist fast vollständig von Geröll und Gestein zugeschüttet. Die aufgetürmten Felsen am Rande des Gletschers liegen auf Eis, das bei diesen warmen Temperaturen schmilzt. Früher oder später kommt es zum Felsrutsch. Wir sehen die Auswirkungen des Hitzesommers mit eigenen Augen: Der Gletscher scheint sich unter unseren Füssen in Wasser zu verwandeln. Wir schlucken leer und fragen uns, wie viele Generationen dieses gigantische Eiswunder noch erleben dürfen.

Der weltweite Klimawandel macht dem Eisriesen zu schaffen. Wie alle Gletscher der Schweiz zieht sich der Grosse Aletschgletscher langsam zurück. 1860 war er rund 3 Kilometer länger und der Gletscherrand lag im Bereich des Aletschwaldes 200 Meter höher als heute. Mit einem Längenverlust von 50 Meter pro Jahr war der Aletschgletscher in den vergangenen Jahren besonders stark von der Abschmelzung betroffen. Aktuell verliert er an heissen Tagen bis zu 20 Zentimeter an Höhe. Am Ende dieses Jahrhunderts wird er fast ganz verschwunden sein.

Gletscher schmelzen im unteren Bereich im Sommer immer. Seit der letzten kleinen Eiszeit im Jahr 1850 verlieren sie aber deutlich an Masse. Schuld sind die steigenden Temperaturen. Durch schneearme Winter und Hitzerekorde im Sommer wird der Rückgang der weissen Riesen beschleunigt. Gletscher zählen zu den besten Klimaindikatoren und sind Schlüsselelemente beim Monitoring des Klimawandels.

Gletschersee auf dem Aletschgletscher
Wanderer steht vor dem ewigen Eis

Gemütlicher Hüttenabend

Am späten Nachmittag gelangen wir an eine steile Metalltreppe. 467 Stufen trennen uns von der Konkordiahütte auf 2850 m.ü.M., wo wir die Nacht verbringen werden. Oben angekommen werden wir mit einer grandiosen Aussicht auf den Gletscher belohnt. Wir schlüpfen in die bequemen Hausschuhe und beziehen unser Matratzenlager. Die Konkordiahütte gibt es schon seit 1877. Heute ist es ein moderne, komfortable Hütte, die von einer Familie mit drei Kindern bewartet wird. Wir verzichtet aufs Duschen. Es wird zwar gegen Aufpreis angeboten, aber da es hier oben kein Frischwasser gibt, möchten wir die knappen Ressourcen so wenig wie möglich belasten.

Nach dem leckeren Abendessen sitzen wir auf der Terrasse und schauen zu, wie die untergehende Sonne die Wolken rosa färbt. Nicht weit von uns stiehlt ein vorwitziges Murmeltier Essensreste aus dem Kompost. Gesprochen wird nicht viel. Mitten zwischen diesen mächtigen Bergen werden wir von einem Gefühl der Ruhe und tiefster Zufriedenheit erfüllt. Es dunkelt ein und schon bald fallen wir todmüde ins Bett.

Wanderer auf der Terrasse der Konkordiahütte
Wanderer auf der Treppe der Konkordiahütte
Wanderer schaut aus dem Fenster der Konkordiahütte

Früher Start in den Tag

Um 4.30 Uhr reisst uns der Wecker aus dem Schlaf. Für den einen oder anderen ist es noch ein bisschen früh, aber ein herzhaftes Frühstück macht munter und kurze Zeit später brechen wir auf. In der Nacht ist das Eis auf dem Gletscher gefroren und wir schnallen unsere Steigeisen an, um uns sicher auf der rutschigen Unterlage fortbewegen zu können. Am Anfang trauen wir den Eisen nicht und machen ein paar vorsichtige Schritte. Schnell stellen wir fest, dass das Gehen auf dem blanken Eis nun wirklich viel einfacher ist. Schon bald marschieren wir im gewohnten Tempo Richtung Tal. Der Aletschgletscher ist an dieser Stelle bis zu 1.5 Kilometer breit und wir sind nicht viel mehr als fünf kleine, unbedeutende Punkte auf einem grossen Eismeer.

Wanderer brechen in der Morgendämmerung auf
Wanderer mit Steigeisen
Wanderer auf dem Aletschgletscher mit dem Matterhorn im Hintergrund

Nach 4.5 Stunden Wanderzeit verlassen wir den Gletscher und steigen zum Märjelensee auf. Wir werfen noch einen Blick zurück auf den Eisriesen, auf dem wir zwei unvergessliche Tage erlebt haben. Dann spazieren wir über blühende Alpwiesen zur Fiescheralp, von wo wir die Gondel zurück ins Tal nehmen. Schon bald sitzen wir im Zug und tauschen Eindrücke der Wanderung aus. Für alle ist klar: Die Aletschgletscherwanderung besticht von Anfang bis Ende durch unbeschreibliche Schönheit. Wohl gerade wegen der Vergänglichkeit des Gletschers, empfehlen wir jedem, diese Wanderung einmal im Leben zu machen!

Du zögerst noch? Entdecke die Aletschgletscherwanderung virtuell. Klicke hier für eine 360° Tour!

Wo kannst du die Aletschwanderung buchen?

Wir empfehlen dir, die Wanderung mit einem erfahrenen Bergführer zu machen. Die Bergschule Grindelwaldsports steht seit 1898 für Schweizer Qualität und Sicherheit. Alle Touren werden immer durch diplomierte Bergführer IVBV geleiten. Die Sicherheit und persönliche Betreuung der Gäste steht an erster  Stelle.

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